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KASTANIENVEREINE


IV Kastanienkongress 2013
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IV Kastanienkongress 2013

IV. EUROPA-KASTANIENKONGRESS in BOLOGNA am 12. u 13. September 2013


Ein Reisebericht von Martin Mayr.



Mit Start um 5,30 Uhr in Bozen sind Hans Laimer, Max Gögele und Martin Mayr als Südtiroler Teilnehmer zum Europakongress nach Bologna gefahren. Wir konnten unser Ziel Bologna nach rascher Fahrt bereits um 8,30 Uhr erreichen, wo am Sitz des Landwirtschaftsamtes der Provinz Emiglia Romagna der Kongress abgehalten wurde. Hans Laimer der für uns alles Nötige vorbereitet und organisiert hat, konnte am Eingang unsere Kongressunterlagen samt Namensschild in Empfang nehmen.

Im Foyer war bereits eine reichhaltige Ausstellung von Kastanienprodukten zu bewundern.

Um 10 Uhr eröffnete der Präsident der AREFLH Joseph Maria Pelegri i Aixut aus Spanien die Veranstaltung. Als nächster Redner begrüßt der Abgeordnete für Landwirtschaft in der Emiglia Romagna Herr Tiberio Rabboni die Kongressteilnehmer. Er spricht über die besondere Bedeutung der Kastanienkultur in den Berggebieten. Die Hauptaufgabe des Verbandes sei die Stärkung der Kastanienkultur, sowie die Förderung des Antagonisten Torymus sinensis zur Bekämpfung der Gallwespe welche besonders in der Emiglia Romagna sehr stark vorkommt. Eine starke Aufmerksamkeit von Seiten der EU gegenüber der Kastanienkrankheiten und Schädlinge sei erforderlich und fordert ein Arbeitsprogramm 2014- 2020
Als Leiter und Moderator des Kongresses hat Herr Alberto Contesi nun zu den Fachthemen übergeleitet.
Über die Einrichtung von örtlichen Vermehrungsstationen des Antagonisten Torymus sinensis sprach der Minister für Landwirtschaft und Forstwesen Herr Alberto Manzo. Anhand einer Tabelle zeigte er die Anzahl der Vermehrungsstationen in den einzelnen Regionen Italiens auf. Diese werden auch mit finanziellen Mitteln unterstützt.
Herr Alberto Alma von der UNI Turin sprach anschließend über das erste Auftreten der Gallwespe in Italien, wo 2002 die ersten Funde in Mittelitalien gemacht wurden. Die Fliege hat eine Größe von 3 mm die Eier sind 0,1-0,2 mm groß. Eine mechanische oder chemische Bekämpfung ist hier nicht möglich. In Japan wurde bereits 1982 erste Versuche mit dem Nützling Torymus sinensis gemacht. Das Weibchen besitzt einen Stachel, das Männchen ist ohne Stachel, aber größer als das Weibchen. In Italien wurden 2005 die ersten Nützlinge im Freiland ausgesetzt. Im Jahr 2013 wurden in Italien 500 Nützling-Projekte durchgeführt. Man kann nun sagen dass nach 7-9 Jahren mit dieser Maßnahme der Gallwespenbefall keine besondere wirtschaftliche Gefahr darstellt. In der Emiglia Romagna werden seit 2007 Nützlinge ausgesetzt, und es gibt auch 3 Zuchtstationen welche Nützlinge vermehren. Die natürliche Vermehrung des Nützlings erfolgt im Zeitraum Mitte bis Ende April. Der gewünschte Anteil je Geschlecht ist 1/3 männlich und 2/3 weiblich. Über diese laufenden Projekte haben mehrere Personen aus der Emiglia Romagna gesprochen und auch eine Diskussion mit den Kongressteilnehmern geführt.


Um 13,30 Uhr war der erste Teil damit beendet und wir konnten zu einem reichhaltigen Mittags-Buffet in einen Nebenraum gehen. Noch während der Mittagspause konnten wir bei einer Kaffee Runde uns mit Herrn Max Zago Leiter der Beratungsstelle für Beerenobstanbau an der Laimburg treffen, und auch gleich viele Gemeinsamkeiten zum Thema Kastanie finden.

Nach einer Stunde Mittagspause wurde das Programm wieder weitergeführt, und Herr Jacques Dosque von der AREFLH −Frankreich sprach über die Agrar-Politik bei der Kastanie. Er brachte ein recht interessantes Zahlenmaterial was den Anbau der Kastanie in Europa betrifft, Europa produziert zur Zeit 170.000 Tonnen, mit sinkender Tendenz. Asien hingegen mehr als 1,7 Mio. Tonnen mit noch steigenden Produktionszahlen. Die Kastanie ist ein Saisonprodukt welches vom Herbst bis Weihnachten am meisten gefragt ist. Es gibt aber eine große Vielfalt an Veredlungsprodukten welche die Kastanie immer wichtiger erscheinen lassen. Die Kastanien werden hauptsächlich dort angebaut, wo andere Kulturen nicht genügend produktiv sind. Besonders wichtig ist daher die Produktion der Kastanie professioneller zu gestalten, die Technik der Konservierung zu optimieren, und auch den Kontakt vom Produzenten zum Konsumenten neu zu gestalten.
Als nächster Redner kam Herr Luciano Trentini von der CSO-Italien ans Rednerpult und behandelte das Thema Europäisches Projekt zur Aufwertung der Kastanie (European Innovations-Partnership) Horizon 2020 Kastanienkultur pflegen heißt in einem nicht ganz einfachen Gebiet arbeiten, es soll daher eine Prioritätenliste gemacht werden. 2011 hat die EU ein sogenanntes Grünes Buch gemacht wo 80 Mio. Euro pro Jahr verfügbar sind. Bei Projekten für die Kastanie werden daher 50% von der EU 20% von den Nationalsaaten und 30% vom Produzenten bereitgestellt.
Herr Bertrand Guarin aus Frankreich war als nächster Redner an der Reihe, da er seit dem ersten Kongress dabei ist, fand er sehr lobende Worte über diese Veranstaltung und die starke Präsenz der einzelnen Kastanienregionen Europas, wo sie doch mit nur wenigen Leuten begonnen haben diese Veranstaltung aufzubauen. Diese ist umso wichtiger da der Kastanienanbau in Europa rückläufig ist, welche er anhand einiger Produktionszahlen in den letzten 10 Jahren aufzeigte, und sich zugleich wünschte die Anbaufläche soll nicht wegen der Krankheiten und Schädlinge bei der Kastanien weiter schrumpfen, er forderte in der EU 40.000 ha zu vitalisieren oder neu anzupflanzen.


Weitere Redner waren aus Spanien und Portugal sprachen ebenso über die meist wenig guten Rahmenbedingungen am Kastanienmarkt, so wurde auch ganz besonders das Gütesiegel C E was soviel wie EU Zertifikat bedeutet oft als Fälschung besonders bei Importware aus China beanstandet wird. Man kann den Unterschied da nur sehr schwer erkennen, bei Ware aus China ist der Abstand der beiden Buchstaben etwas enger als beim EU Zertifikat.

Von Herrn Jorge Fereira Cardoso erfuhren wir einiges Wissenswertes über die portugiesischen Kastanien, welche dort ein sehr gutes Image besitzen, eine mittlere Größe haben mit sehr guter innerer Qualität welche hauptsächlich in der Gastronomie und dem Tourismus ihren Absatz findet. Er nennt auch einige Sorten welche dort angebaut werden, diese sind Mautainha, eine etwas flache Kastanie, die Boaventura ist für die industrielle Verarbeitung sehr gut. Die größte Kastanie ist die Judia mit 50-60 Früchte für 1 kg. Die Sorte Longal ist etwas kleiner aber sehr süß. Die Kastanie hat 198 kcal auf 100 gr. einen hohen diätischen Wert, enthält Aminosäuren, Vitamin C und E, senkt Osteoporose, ist Gluten frei und hat 6,9% Proteine.

Zum Abschluss des ersten Tages gab es noch eine offene Diskussion, wo einzelne Teilnehmer aus den verschiedenen Regionen sich an den Gesprächen beteiligen konnten. In Frankreich ist der Bedarf an Kastanien höher als die eigene Produktion, daher wird aus Italien Spanien und Portugal importiert Kastanien aus China werden vom Markt nicht so gut aufgenommen. Die Preise liegen zwischen 3 und 4 Euro das Kg. Für Spitzenqualität wird auch 5 Euro bezahlt. Es wird auch bemängelt, dass wenn Kastanien z.B. von China nach Frankreich importiert werden, dort dann zu Nudel verarbeitet, so ist das ein französisches Kastanienprodukt, was nicht glaubhaft sein mag, vom Gesetz her aber in Ordnung geht. Für Werbung wird bei Kastanien wenig ausgegeben, bei den Nüssen wird hingegen 1 Mio. Dollar pro Jahr in die Werbung gesteckt. Kastanien aus Indien sind ohne besonderen Geschmack, Chile hat die Kastanien sehr früh reif und kommen zu uns bevor die Saison beginnt.


Nachdem pünktlich um 18 Uhr diese Diskussionsrunde beendet war, dankte Herr Ivo Poli allen anwesenden für die rege Teilnahme an dieser Tagung.

Wir konnten dann in ein nahe gelegenes Gebäude wandern, wo das gemeinsame Abendessen eingenommen wurde. Unsere Gruppe hatte dabei reichlich Gelegenheit mit Herrn Zago über Südtirol und deren Kastanienkultur zu diskutieren. So konnten wir erst gegen 21 Uhr zu unserem Hotel, wo wir noch bei einem Glas Chianti-Wein über das heute erlebte fachsimpeln konnten.

Der zweite Tag begann dann bereits wieder um 7,30 Uhr mit dem Frühstück, die Abfahrt mit dem Bus zum Besichtigungsprogramm des Tages verzögerte sich allerdings um fast 1 Std.

So ging dann die Fahrt gegen 9 Uhr endlich los Richtung Monghidoro wo wir einen sehr sauber geführten Agri-Tourismo Betrieb mit ca 2 ha Kastanienanbau um das Anwesen besichtigt haben. Im Kastanienhain den wir besichtigt haben waren gerade die Mäharbeiten und Vorerntearbeiten im Gange. Auch hier scheint die diesjährige Ernte wesentlich geringer zu sein als in einem Normaljahr.

Die Azienda La Martina bietet neben Urlaub am Bauernhof auch verschiedene Kastanienprodukte zum verkosten an.

Den 2. Betrieb den wir besucht haben befasst sich mit der Verarbeitung von Kastanienholz. Die Azienda Neri macht hauptsächlich Holzpfähle für Zäune aller Art, aber auch für Weinberg-Gerüst werden Säulen in verschieden Längen zum Verkauf angeboten.

Das Abfallholz wir zu Hackschnitzel verarbeitet und ebenso bei den Landwirtschaftlichen Hauptgenossenschaften zum Verkauf angeboten.

Als letzten Betrieb haben wir die Azienda Agricola Terra Amica besucht, ein Mischbetrieb mit 200 ha. Ackerfläche, Viehwirtschaft und eben auch einem Kastanienhain.

Der Hausherr zeigte uns eine Veredlungstechnik, wo er vor Ort im Kastanienberg seine Bäume mit gutem Erfolg veredelt. Ansonsten war das gesamte Anwesen nicht besonders sehenswert.

Mit einiger Verspätung kamen wir dann nach Loup wo zum Abschluss nochmals ein reichhaltiges Mittagessen geboten wurde.

Mit dem Anschnitt einer sehr guten aber auch schön gestalteten Europa Kastanientorte waren diese beiden Tage des IV. Europa- Kastanienkongress in Bologna beendet. Die Fahrt ging nun zurück zu unserem Hotel in Bologna, wo wir unsere Sachen bereits am Morgen ins Auto gepackt haben und konnten somit um 16,30 Uhr die Heimfahrt antreten. Mit einem Umweg über Padua und die Autobahn Venedig haben wir dann um 21,30 Uhr Bozen erreicht. Zum Abschluss möchte ich mich noch bei Hans besonders für alle Vorbereitungsarbeiten welche er für uns gemacht hat, so wie dem Max der stets aufmerksam mich als Beifahrer unterstützt hat, bedanken.

Flösserhof im Herbst 2013